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Jens Scholz und
Hermann Ritter

Die 2. Magung - Die Zukunft der Magier, Hexen und Schamanen
Das Tagebuch von Hermann Ritter

Donnerstag, 01.06. (Himmelfahrt)

Die Anfahrt mit Grisu verlief problemlos. Wir hatten den Weg nach Bilstein schon viele Male gefunden, und - von einer kleinen Verspätung am Anfang abgesehen - lief es auch dieses Mal wieder unproblematisch. Keine Staus, keine Unfälle, keine Autobahn-Sperrungen.
Nachmittags trudelten wir bei prächtigem Wetter in Bilstein ein, nur um festzustellen, daß wir noch unter die zehn Ersten gehörten. Die Begrüßung war deshalb kurz, aber herzlich.
In den nächsten Stunden konnte ich - unterbrochen von zwei Holfahrten zum Bahnhof - das Bett beziehen, Leute begrüßen und die Seele baumeln lassen.
Das Abendessen - das erste einer Kette von guten Essen auf der Burg - war sehr angenehm, man begrüßte alte Bekannte und ein paar neue Gesichter.
Nach dem Abendessen gab es eine Begrüßungsrunde und eine Art Eröffnungsrede von Jens Scholz. Für den restlichen Abend hatten wir den Feuerplatz unten an der Burg gemietet, und saßen bis spät abends mit 20 bis 25 Leuten um die Flammen herum und unterhielten uns.
Nachts brannte das Feuer dann herunter, und ich dackelte in mein Bett.

Freitag, 02.06.

Nach dem Frühstück hielt die Heilpraktikerin Alexandra Schmidt einen Vortrag über "Traditionelle chinesische Medizin" (TCM). Der Vortrag war sehr anschaulich, nicht zuletzt durch die von ihr mitgebrachten und herumgereichten Proben und Nadeln. Besonders die Aufteilung der chinesischen Welt in fünf Elemente und die Verteilung von Krankheiten auf diese fünf war sehr interessant.
Der Vortrag war sehr gut aufgemacht, die Vortragende war kompetent. Für mich war dieser Vortrag eines der "Highlights" des Wochenendes.
Nach dem Mittagessen begann ich meinen dann doch insgesamt über vier Stunden dauernden Workshop über "Was macht einen arbeitsfähigen Magier aus?". Mit den Ergebnissen war ich sehr zufrieden, besonders weil die Teilnehmer alle sehr motiviert waren und klaglos zum Teil sehr eigenartige Diskussionen über sich ergehen ließen (ich erkläre jetzt nicht den Schwank mit den singenden Kaktus!).
Nach dem Abendessen veranstaltete Norbert im Turmzimmer eine Meditation zum Thema "Totem-Tiere". Unterstützt von seinem Getrommel versank ich in einer tiefen Ruhe, die mir zwar keinen Kontakt zu einem Totem, dafür aber lustige lange Flüge über einen riesigen Wald brachte.

Samstag, 03.06.

Erst gab es wieder Frühstück. Dann begann Jens Scholz mit seinem Vortrag mit einem Titel, der auch "Magie II" hätte heißen können, einer Art Fortsetzung seiner Veranstaltung der ersten Magung. Nach einer kurzen Zusammenfassung von Teil I ("Wer bin ich? Wo stehe ich? Wo will ich hin?"), die es Leuten, die Teil I nicht gehört hatten, problemlos erlaubte, Teil II anzuhören, begann er mit seinem Vorrtrag über die Frage "Wo finde ich Magie da draußen?". Schön war es, daß er noch einmal klarstellte, daß viele christliche Kirchen auf heidnischen Orten liegen, die natürlich trotzdem weiterhin "mächtig" sind. Und auch das Suchen eines "Kraftortes" in der Nähe der eigenen Wohnung spart aufwendige Fahrten zu entfernten (aber dafür vielleicht nahmhaften) Kultorten. Der Vortrag endete mit einer interessanten Diskussion über mythische Orte wie Camelot und das Internet.
Nach dem Mittagessen hielt Volkmar Kuhnle seinen Vortrag über moderne Mythen am Beispiel Vampire und UFOs. Ich konnte mir diesen Vortrag nicht anhören, da ich mit Jens einige organisatorische Fragen klären mußte (Getränke, Bettenzahl etc.). Man erzählte mir aber nachher, der Vortrag wäre interessant gewesen und Volkmar habe es gerade beim Vampir-Mythos verstanden, auf Geschichte und Hintergrund dieser Figur(en) einzugehen.
Vor dem Abendessen begann Jens seinen zweiteiligen Kurs über "Traum- und Trancereisen". In der extra dafür organisierten Festhalle begann er mit einer Traumführung hin zu einem Besuch bei einem feiernden Indianerstamm. Die erste richtige Trancereise führte in einem Tempel zu einem Tempelfeuer, wobei aus den nachfolgenden Berichten klar wurde, daß die meisten Leute an unterschiedlichen Orten gewesen waren.
Dies änderte sich nach dem Abendessen mit der dritten Trancereise. Beim Besuch in den "mittleren Königreichen", einer Art mittelalterlicher Anderswelt, in die wir vorher etwas länger eingeführt worden waren, stellte sich heraus, daß sich mindestens unterschiedliche drei Gruppen von Teilnehmern dort trafen. Eine Gruppe fand sich im Wirtshaus wieder, eine bei einem Turnier und einem auf einer Tanzverstaltung. Sehr interessant zu beobachten war, welche Personen sich gegenseitig wie beschrieben, wobei die Bilder sehr deckungsgleich waren. Zwei oder drei Teilnehmer waren offensichtlich sehr davon überrascht, wie stark ihre Selbstwahrnehmung in Trance (gerade was Kleidung und Auftreten betrifft) mit dem übereinstimmt, was andere schildern.
Die vierte Reise war dann eine Art "magische Fahrstuhl" in höhere Gefilde, bei dem ich - ich gebe es gerne zu - völlig entspannt eingeschlafen bin.
Der Rest des Abends klang dann bei einer kleinen Feier in der großen Halle am Kamin aus.

Sonntag, 04.06.

Morgens hatten wir nach dem Frühstück eine Schlußbesprechung, bei der wir die Erwartungen im Vorfeld gegen das hielten, was die Teilnehmer auf der Magung hatten mitnehmen können. Die meisten waren sehr zufrieden. Es kamen noch einige - z.T. sehr gute - Themenvorschläge für die nächsten Jahre, dann lösten wir die freundliche Runde auf.
Nach dem Mittagessen verließen dann die letzten Gäste die Burg, und auch wir machten uns auf die Heimreise.

Fazit: eine sehr schöne Magung, die inhaltlich noch mehr bieten konnte als die erste. Wir hoffen auf Fortsetzung.